Buchtipps

Rudolf Suntrup: Das Telgter Hungertuch von 1623. (Kleine Schriften des Museum Religio, Band 1). Herausgegeben im Auftrag des Freundeskreises Museum Relígio von Rüdiger Robert und Anja Schöne. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2021. 68 Seiten, Abbildungen. ISBN 978-3-7395-1241-9

Das Hungertuch (Faastentuch)  ist das herausragende Ausstellungsstück des Telgter Museums. Das Tuch, das in Telgte von 1623 bis 1907 in der Pfarrkirche St. Clemens und St. Silvester in Gebrauch war, weist den reichsten figürlichen Schmuck westfälischer Hungertücher auf.

In dem Buch sind alle  33 quadratischen Felder des Tuches  abgebildet, alle 33 Bilder werden erläutert. Sie zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, die Symbole der Evangelisten, das Lamm Gottes sowie eine Widmungsinschrift.

Nicht nur das Hungertuch an sich steht im Fokus, der Autor behandelt auch die Aspekte: HISTORISCHE HUNGERTÜCHER IN WESTFALEN; „WAS DU ERERBT VON DEINEN VÄTERN HAST / ERWIRB ES, UM ES ZU BESITZEN“:EIGENTUM, VERKAUF, LEIHGABE, DAUERLEIHGABE UND RÜCKKAUF DES TUCHS; WERTVOLLES KULTURGUT BEWAHREN: RESTAURIERUNG UND KONSERVIERUNG DES HISTORISCHEN HUNGERTUCHS; WIE KAM ES ZU DEM BRAUCH, HUNGERTÜCHER WÄHREND DER FASTENZEIT AUFZUHÄNGEN? Und ein kurzer Blick in die gegenwärtige Praxis: EIN BRAUCH LEBT FORT.

Seit den Darstellungen von Johannes Emminghaus (Dissertation über westfälische Hungertücher 1959, veröffentlicht 2004) und von Paul Engelmeier (westfälische Hungertücher vom 14. Bis 19, Jahhundert, erschienen 1961) ist das Buch von Rudolf Suntrup die erste gründliche  wissenschaftliche Abhandlung zum Telgter Hungertuch. In handlichem Format eignet sich das Büchlein nicht nur zum Nachlesen, sondern auch zur eingehenden,  meditativen Betrachtung des Hungertuchs im Museum.

Streifzüge durch die ostbelgische Krippenlandschaft –

mehr als ein Krippenbuch

Der Journalist Norbert Meyers entwirft in seinem Buch „Ein Kind geborn zu Bethlehem“ ein farbenfrohes Panorama kultureller Ausdrucksformen des Weihnachtsfestes in historischen Ausprägungen und gegenwärtigen Wandlungen.

Das Buch ist mehr als ein illustrativ-publizistischer Streifzug durch die Krippenlandschaften Ostbelgiens. Der Autor begibt sich auch auf die Spuren der facettenreichen Geschichte des Weihnachtsfestes und weihnachtlichen Liedguts, er selbst spricht vom „Dreiklang“ Krippenbuch, Weihnachtsbuch, Liederbuch. Dabei zeigt sich Norbert Meyers vertraut mit aktueller Weihnachts- und Krippenliteratur.

Optische „Impressionen“ von Krippenszenerien mit begleitendem Text führen den Krippenbetrachter hinein in die vielgestaltigen Möglichkeiten des Krippenbauers, das Weihnachtsgeschehen immer wieder neu erfahren zu lassen.

„Zu Besuch in“ beschreibt alphabetisch nach Orten in kurzen, reich illustrierten Texten die Krippen in 94 Kirchen und Kapellen,: Szenerien, Figuren, Materialien, Bauweise, Beleuchtung … Gelegentlich sind die Ausführungen von subjektiv wertendem, kritischem Blick geprägt, die „punktuell Kontroversen nach sich ziehen könn(t)en“.

Das über die Publikation verteilte Liederbuch („Singt und klingt“) erhellt Herkunft sowie textliche und kompositorische Überlieferung beliebter „Weihnachtshits“ wie zum Beispiel „Tochter  Zion“, „Adeste fideles“ oder „Es  ist ein Ros entsprungen“. Bietet aber auch überraschende Entdeckungen aus dem französischen und englischen Sprachraum. Ausführlich legt der Autor das soziale, politische Entstehungsumfeld des Liedes „Stille Nacht, Heilige Nacht“ dar; er apostrophiert es als „Lied gegen die Trostlosigkeit“.

Die Rubrik „Streiflicht“ handelt in journalistischem, aber gerade dadurch zum Weiterlesen anreizendem Stil zum Beispiel von Protagonisten der Weihnachtsgeschichte oder von Requisiten. Ein Streiflicht wirft auch einen Blick auf das Rheinland, näherhin auf die Friedenskrippe im Kölner Hauptbahnhof „Trümmerlandschaft voller Hoffnung“.         

„Betrifft Von bis Z“ schließlich bietet ein ergänzendes weihnachtliches Glossar. Da finden sich Stichworte wie „Advent“, „Epiphanie“, „Friedenslicht“ oder „Tannenbaum“, sowie Lemmata zu internationalen Krippenformen und ihrer Ausstattung, etwa Krakauer Szopka, neapolitanische Krippen oder katalanische „Caganer. Und da gibt es auch das Adventsauto „Isetta“ („Macht hoch die Tür“, im wahrsten Sinne des Wortes).

„Ein Kind geborn zu Bethlehem“ − ein Familienbuch für die häusliche Weihnachtsfeier mit Krippenbauen, Geschichten (-vor)lesen und Gesang. Es  bietet aber auch Anreiz für den in europäischen Krippenregionen vielfach geübten Brauch des Besuchs von Krippen (Kripppenlaufen; rheinisch „Kreppche luure“).

(Weihnachts-)Krippen sind ein wertvolles Kulturgut, dem Menschen die Botschaft der Menschwerdung Christi mitten hinein ins Leben der Menschen zu tragen. Das Weihnachtsbuch „Ein Kind geborn zu Bethlehem“ leistet hierzu einen bemerkenswerten Beitrag.

Norbert Meyers wurde für dieses Buch der Preis des Parlaments der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens für das Jahr 2020 im Bereich Kunst und Kultur zuerkannt. Die Preisverleihung musste Corona bedingt in das Jahr 2021 verschoben werden.

„Ein Kind geborn zu Bethlehem.“ Streifzug durch die Krippenlandschaften in Ostbelgiens Kirchen und Kapellen. Veranschaulichung des Weihnachtsgeschehens in seiner kreativen Vielschichtigkeit. Skizziert von Norbert Meyers. Grenzecho Verlag St. Vith, 2019. ISBN 978-3-86712-154-5

Niklaus Kuster: Franz von Assisi – Prophet der Weltreligionen
Mitten im Fünften Kreuzzug traf sich Franziskus 1219 in Ägypten mit dem islamischen Oberherrscher, Sultan al-Kāmil. Niklaus Kuster zeichnet nach, wie sich die Horizonte des jungen Franziskus nach seinen Erfahrungen mit dem Islam weiteten. Die Friedensmission ging als prophetisches Zeichen in die Geschichte ein. Eine ihrer späten Früchte sind die großen Friedensgebete der Welt- und Naturreligionen, die sich seit 1986 in Assisi treffen, um für eine friedlichere, menschlichere und gerechtere Welt einzustehen.
Niklaus Kuster: Spiegel des Lichts. Franz von Assisi – Prophet der Weltreligionen. Echter Verlag, Würzburg 2019. 96 Seiten. ISBN 978-3429054281

Rüdiger Robert: Entstehung und Anfänge des Heimathauses Münsterland im katholischen Telgte
Das Heimathaus Münsterland, heute Westfälisches Museum für religiöse Kultur, kurz RELíGIO, entstand 1934. Die Entwicklung des Museums stand unter dem Vorzeichen des Spannungsverhältnisses zwischen Nationalsozialismus und katholischer Kirche. Vor diesem Hintergrund untersucht Rüdiger Robert die Geschichte des Heimathauses Telgte von der Gründung über den Ausbau zum Heimathaus Münsterland bis zur Neuausrichtung nach 1945. Besondere Aufmerksamkeit widmet er der Ausstellungstätigkeit und der Person Engelmeiers als Museumsleiter.
Rüdiger Robert: Unterm Hakenkreuz. Entstehung und Anfänge des Heimathauses Münsterland im katholischen Telgte (Schriftenreihe des Museums RELíGIO, Band 5). Waxmann Verlag, Münster 2019. 110 Seiten. ISBN 978-3-8309-4108-8

Rudolf Borchardt: Krippenspiel
Das 1920 verfasste „Krippenspiel“ von Rudolf Borchardt ist Ende 2019 in bibliophiler Ausgabe erschienen. Das Nachwort der Herausgeberin gibt Aufschluss über die Einordnung von Autor, Stück und Entstehungsgeschichte. Altes und Neues ergänzen sich im „Krippenspiel“. Eine selbstbewusste, pragmatische Maria, ein demütiger Josef, vorausschauende Hirten und eine ungewöhnliche Konstellation der drei Könige machen Rudolf Borchardts Krippenspiel zu einem literarischen Fundstück.
Rudolf Borchardt: Krippenspiel. Herausgegeben und erläutert von Gunilla Eschenbach. Claudius Verlag, München 2019. 61 Seiten.
ISBN 978-3-532-62837-9

Linda Babl: Die Waginger Jahreskrippe, aus dem Leben der Krippenfiguren der Pfarrkirche St. Martin

Die Autorin gehört zum Krippenteam, welches in der katholischen Pfarrkirche St. Martin im oberbayerischen Waging am See die Jahreskrippe betreut und gestaltet. Aus der Innenperspektive der Krippenpflegerin heraus hat sie der Krippe ein Denkmal in Buchform gewidmet und lässt den interessierten Leser anhand zahlreicher Fotos und Texte Einblick in das Geschehen der Jahreskrippe und hinter die Kulissen nehmen. Das Buch ist in mehrfacher Hinsicht wertvoll für Krippenfreunde: wer nur das Weihnachtsbild der Krippe oder als Urlaubsgast eine sommerliche Szene der Jahreskrippe kennt, kann anhand der Fotos auch die vielen anderen Szenen im Kirchenjahr erleben. Texte zur Historie und zum Inventar der Krippe geben eine Übersicht zum kulturellen und künstlerischen Kontext. In den Kapiteln „Krippendoktor“ und „Geschichten und Anekdoten von der Krippe“ wird Aufschluss über die Pflege und die Erweiterung des Figurenbestands – auch durch Schnitzen in Eigenregie der Autorin – geboten sowie der aktuelle religionspädagogische Ansatz der Krippenarbeit unter Einbeziehung der Gemeindekinder erläutert.

Linda Babl: Die Waginger Jahreskrippe. Herausgegeben von der Pfarrei St. Martin/Waging am See / 1. Auflage 2019 www.erzbistum-muenchen.de/pfarrei/pv-waging-am-see
56 Seiten, erhältlich über die Pfarrei