Osterbrief an die Krippenfreundinnen und -freunde

OSTERN 2020 – Ostern in der Corona-Krise – Ostern fällt aber nicht aus!

Da ist plötzlich alles ganz anders, Ostern, das höchste Fest der Christenheit in Kontaktsperre, Quarantäne, Ausgehverbot und und und …..
Wie können wir damit umgehen? Altvertraute, jahrhundertealte Traditionen müssen ausfallen, die unterschiedlichen Prozessionen zur Karwoche, besonders geprägte Gottesdienste, Passionsspiele, Ausstellungen besonders von Passionskrippen, Osterfeuer und und und ….
Wir Krippenfreunde könnten diesen außergewöhnlichen Umstand, wie viele religiös fundierte besondere Angebote in diesen Wochen zeigen auch auf unsere Art und Weise füllen. Bischof Voderholzer, Regensburg, zeigt im Internet, wie er eine Tiroler Passionskrippe aus einem Bastelbogen ausschneidet und aufstellt. Wie steht es überhaupt bei uns mit Passionskrippen? Hier und da trifft man sie schon in unseren Kirchen an, meist durch Initiativen einzelner Krippenbauer. Man könnte jetzt zu Hause ähnlich vorgehen, zumindest zu Ostern ein „Heiliges Grab“ aufbauen: Grabhöhle, leeres Kreuz, Osterkerze, Palmzweig und viel Licht im Grab!

Da erkennen wir aber ein grundsätzliches Problem. Wie stellt man bildlich „Auferstehung“ dar. Mit der Menschwerdung Gottes haben wir Krippenbauer kein Problem. Einmal beschreibt die Heilige Schrift sehr ausführlich, wie Gottes Sohn geboren wurde. Und dadurch sind die Krippenbauer aller Zeiten angeregt worden die biblischen Erzählungen von Christi Geburt bildlich darzustellen. Aber von der Erlösung, der Auferstehung gibt es genau genommen nur indirekte Berichte. Ein leeres Grab, eine Apostolin Maria von Magdala, welcher der Auferstandene Jesus erscheint und sagt, was sie den anderen Aposteln berichten soll. Und dann allerhand Erscheinungen des Auferstandenen, beim Emmaus-Gang der Jünger, am See Genezareth, im Apostelkreis mal ohne und mal mit Thomas. Wir werden diese Evangelien immer wieder in der Osterzeit in den Gottes-diensten hören. Aber welches Bild von der Auferstehung finden wir in der Schrift?
Auferstehung kann man nicht bildlich darstellen! Es bleibt ein Geheimnis des Glaubens! Glaube kann aber durch menschliche Hilfen gedeutet werden. In der Orthodoxen Tradition der Ikonenmalerei zeigt man Christus, den Auferstandenen wie er, gekennzeichnet mit den Wundmalen, auf einem beiseite gerückten Grabdeckel steht mit der Siegerfahne in der Hand. Oder auf Grünewalds Isenheimer Altar als „Strahlemann“ im wahrsten Sinne des Wortes vor einer gewaltigen Ostersonne, oder in moderner Kunst etwa bei Sieger Köder als „leuchtender Schatten“ mit den Emmaus-Jüngern. Oder wie es den Oberammergauer Passionsspielen, die mit der Auferstehung Jesu enden, der Spielleiter immer wieder neu in Szene setzt und in den jüngsten Aufführungen mit immer stärkeren Lichteffekten arbeitet. Auferstehung ist nicht darstellbar!

Und wie zeigt es uns der Bildausschnitt aus einem Hungertuch von 1458? Von fast allem vorher hier aufgezählten Bildelementen etwas. Eine „Lichtgestalte“ Jesus der Auferstandene, erkennbar an den Wundmalen, mit dreifachem „Kreuzzeichen“ im Nimbus, am Ende der Fahnenstange und auf der Siegesfahne selbst. Kein Zweifel: das ist der auferstandene Jesus, der mit dem Tod am Kreuz den Tod besiegt hat. Er geht fast bildlich unter in den hellen Farben des Hungertuches und ist doch ganz deutlich zu erkennen. Ganz anders da die Soldaten, fast schwarz-weiß gemalt in voller Rüstung, schwerbewaffnet und geblendet, denn keiner schaut auf Jesus.

Ostern feiern kann man eigentlich nur in Gemeinschaft. Und nun? Jeder sitzt da in verordneter „Einsamkeit“. Die Osterbotschaft würde doch so gut passen zu einem Ende all dieser Zwänge durch Corona. Die Osterbotschaft heißt nicht Tode, sondern Leben, ewiges Leben, der Tod ist durch Christi Auferstehung ein- und allemal besiegt.
Und was denken sich da Christen allerorten aus, um die fehlende Gemeinschaft in den Gebeten und Gottesdiensten zu ersetzen. Kirchen sind täglich geöffnet zum privaten Besuch und Gebet, dort stehen Körbe mit geweihten Palmzweigen bereit und Osterkerzen für die Gläubigen und dann auch das geweihte Osterwasser. Für Kranke und Alte werden Tüten mit diesen sichtbaren „Auferstehungszeichen“ bereitet und ins Haus, in Altenheime und Krankenhäuser gebracht. Allabendlich läuten ökumenisch die Glocken, werden in den Fenstern der Häuser Kerzen angezündet und aufgestellt, da werden vor Altenheimen und Krankenhäusern draußen Gottesdienste gehalten und was können wir jetzt alles im Fernsehen und im Internet an Messfeiern und Gottesdiensten erleben! Natürlich, in Echt wäre es uns lieber, aber all das zeigt uns doch: OSTERN FÄLLT NICHT AUS!!!

Und Ostern läuten alle Glocken gleichzeitig in christlicher Gemeinschaft und verkünden „Christus ist erstanden, er ist wahrhaft erstanden“.
Und wir Krippenfreunde? Versuchen wir es doch mal mit phantasievollen „Osterkrippen“ auf je persönliche Art und Weise. Glaube entsteht zwar durch Erzählen und Nachdenken, aber in menschlich plausibler Weise auch durch bildhaftes Darstellen. Mit den Weihnachts-krippen beherrschen wir das in hervorragender Weise. Versuchen wir es doch mal mit „Osterkrippen“? Ich bin gespannt auf Ergebnisse aller Art.

Ihr und Euer Krippenfreund,
Pastor i.R. Bernhard Alshut