Die Landesgemeinschaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westfalen trauert um ihren Vorsitzenden Dr. Alois Döring. Am 7. November 2023 ist Alois Döring plötzlich und unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Noch wenige Tage zuvor stand Alois Döring mit Vereinskollegen in regem Austausch über Beiträge und die Planung des 100-jährigen Jubiläums der LG 2025.
Wir sind sehr traurig und verlieren mit Alois Döring einen hochgeschätzten lieben Freund, der mit seiner großen Erfahrung und Fachkompetenz auf dem Gebiet der religiösen Volkskunde die LG bereichert hat. 2016 wählten die Mitglieder der LG Alois Döring auf der Mitgliederversammlung in Münster zu ihrem Vorsitzenden. Ihm zu verdanken hat die LG vor allem die Wiederherausgabe des Jahrbuches „Die Weihnachtskrippe“, welches seit 2001 nicht mehr erschienen war und dank Döring 2018 im Waxmann-Verlag publiziert werden konnte und seitdem im Zweijahresturnus erscheint. Alois Döring schrieb selbst zahlreiche Beiträge für die Publikationen der LG, hielt Vorträge über Krippen- und Dreikönigsbräuche, verfasste Rezensionen zu neu erschienener Krippenliteratur und initiierte die Teilnahme der LG an Katholiken- und Kirchentagen. Alois Döring legte eine kleine private Krippensammlung mit heimatlichen und internationalen Krippen an. Am 5. April 2019 auf der Jahrestagung der LG in Altenberg bei Köln wurde er mit der silbernen Ehrennadel der LG ausgezeichnet. Sein plötzlicher Tod hinterlässt eine nicht zu schließende Lücke.
Alois Döring wurde 1949 in Miltenberg in Oberfranken geboren und studierte u. a. in Würzburg Volkskunde, Germanistik, Geschichte und Philosophie. Nach seiner Promotion über Wallfahrt und Frömmigkeit an der Universität Würzburg arbeitete er zunächst dort als wissenschaftlicher Assistent. 1980 kam er dann nach Bonn ins Rheinland und begann dort als wissenschaftlicher Referent im damaligen Amt für rheinische Landeskunde des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), ehe er später Leiter der Abteilung Volkskunde wurde.
Alois Döring galt als profunder Kenner rheinischer Bräuche und Feste. Sein großes Anliegen, eine Art Nachschlagewerk über Bräuche im Rheinland zu schreiben, verwirklichte er in seinen, mittlerweile zu Standardwerken gewordenen Publikationen „Rheinische Bräuche durch das Jahr“ und „Heilige Helfer. Rheinische Heiligenfeste durch das Jahr“. Hier räumte er mit Mythen zu vermeintlich germanischen Ursprüngen von Festen und Rituale auf, erklärte verständlich und wissenschaftlich fundiert Wandlungsprozesse und behielt auch ganz aktuelle Entwicklungen in der rheinischen Brauchlandschaft wie das Aufkommen der Halloweenfeiern oder die Rolle der Frau im Maibrauch im Blick.
Sein besonderes Interesse galt darüber hinaus der religiösen Volkskunde. Er veröffentlichte Bücher zu „Geschichten und Bräuche(n) rund um die Weihnachtskrippe“, zu Nikolausbräuchen („Faszination Nikolaus. Kult, Brauch und Kommerz“), zu Kirchturmhähnen, Kräuterweihen und Glockenbeiern. Mit seinen Themen war er immer nah am Menschen, er befragte sie in ihrer Alltagswelt mittels Umfragen und Interviews und präsentierte seine Forschungsergebnisse in seiner großen Anzahl an Publikationen. Sein thematisches Interesse Fokussierung war breit, das Karklappern war genauso Thema wie der Lichterbrauch im Advent oder der Wandel der Kleidungskultur.
Das Rheinische Volkskundearchiv, das mittlerweile als „Archiv des Alltags im Rheinland“ über 500.000 Fotos, Umfragen und Dokumente der Alltagskultur bewahrt, baute er mit auf. Für seine Forschungen sei dies „eine wahre Fundgrube“ betonte er immer wieder. Die Bestände des Archivs machte er in zahlreichen Bildbänden wie zur „Straße“ oder das „Leben am Niederrhein“ den Menschen zugänglich.
Wissen zu teilen war so vielleicht eine seiner Hauptantriebsfeder. Ihm gelang es immer wieder, seine wissenschaftlichen Themen und Erkenntnisse verständlich zu vermitteln, nicht nur deswegen war er in Funk und Fernsehen ein gern gesehener Gast. Auch neue Kolleginnen und Kollegen wies er geduldig und bereitwillig ein, ließ sie an seinem Wissen teilhaben und war dabei durchaus diskussionsfreudig; er stritt im positiven Sinne mit Freude über neue Perspektiven, Zugänge und Themen.
Auch nach seiner Pensionierung wurde er seiner Studienobjekte nicht müde; noch im letzten Jahr erschien seine Publikation „Verhüllungen im sakralen Raum“. Und auch dem Institut blieb er als Autor für die institutseigene Zeitschrift „Alltag im Rheinland“ weiterhin verbunden. Darüber hinaus engagierte er sich ehrenamtlich, nicht nur in der LG, sondern auch für den UNESCO Club Region Bonn e. V. Zuletzt hielt er Vorträge bei der Volkshochschule Miltenberg und Umgebung in seiner fränkischen Heimatstadt, in die er 2021 zurückkehrte, als auch er von der Flutkatastrophe in seinem Wohnort Alfter bei Bonn betroffen war.
Quelle: Teile des Textes sind dem Nachruf des LVR entnommen.