Krippenvereine um 1900
Die Jahrzehnte zwischen 1880 und 1925 sind eine entscheidende Epoche für die Stärkung der Brauchpflege in weiten Teilen Europas, verbunden mit der Entstehung von Krippenvereinen. Nicht von ungefähr kam es am Ausgang dieser bedeutsamen Zeitspanne zur Gründung der Landesgemeinschaft.
In Deutschland ging die Gründung erster Krippenvereine von der protestantischen Krippenbewegung aus: 1879 Weihnachtskrippenverein zu Lößnitz im Erzgebirge, 1883 Weihnachtsberg-Verein in Zwönitz, 1892 in Niederwürschnitz und 1894 in Oberwiesenthal. Ziel des Oberwiesenthaler Krippenvereins war es, die im Erzgebirge heimischen Weihnachtsbräuche zu erneuern und das Volksleben im christlichen Sinne zu fördern: „Der Verein sucht seinen Zweck hauptsächlich zu erreichen: 1. durch Hilfeleistung mit Rat und That heim Bau von Weihnachtskrippen innerhalb und außerhalb des Vereins; 2. durch Ausstellung vorbildlicher Weihnachtskrippen; 3. durch Aufführung von Weihnachtsspielen; 4. durch Vorträge über die Weihnachtsgeschichte und Weihnachtsgebräuche; 3. durch Sammlung, Bearbeitung und Drucklegung volkstümlicher Weihnachtsdichtungen und -gesänge.“ (Nagy)
Dagegen nahm erst 1917 die deutsche Krippenvereinsbewegung seitens katholischer Initiativen ihren Anfang, nämlich mit der Gründung des „Vereins Bayerischer Krippenfreunde“, „der im gleichen Jahr bereits das erste Heft des auch heute noch verlegten ‚Bayerischen Krippenfreundes‘ mit dem programmatischen Titelaufsatz ‚Gebt uns die Krippe wieder‘ erscheinen ließ.“ (Daxelmüller)
Im Rheinland und in Westfalen sind seit über 90 Jahren „eine bewußte Traditionspflege und gute Ansätze zur Erforschung der heimischen Überlieferung am Werke.“ Sie erwuchs mit dem Westfälischen Krippenverein, der sich 1921 in Soest konstituierte, und dem 1923 gegründeten Rheinischen Krippenverein. 1925 fusionierten der westfälische und rheinische Verein zur heutigen „Landesgemeinschaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westfalen“. „Die praktische Braucherneuerung erwuchs aus einer religiösen Laienbewegung … Sie fand ihren Ausdruck in Ausstellungen, Krippenbaukursen, einer ständigen Krippenschau im Heimathaus Telgte und dem Jahrbuch ‚Die Weihnachtskrippe‘.“ (Karasek-Langer) Ziel dieser Veröffentlichung, so heißt es in der ersten Ausgabe, „die Weihnachtskrippe in der Familie wieder [!] dauernd heimisch zu machen und die Glaubensinnigkeit neu zu beleben, wie es Sankt Franziskus von Assisi wollte.“ (Sauermann)